Vor einem Jahr stand die Welt Kopf. Auch Wiesbaden stand komplett im Zeichen des Lockdowns – und so wurden nicht nur Nudeln und Toilettenpapier, sondern auch Desinfektionsmittel knapp. Abwarten war für AUMEAS keine Option: es startete eine einmalige Desinfektionsmittelproduktion, die es in die Schlagzeilen schaffte. Apothekerin Dr. Bärbel Hiort (auf dem Foto im damals für die Herstellung zum Labor umfunktionierten Lager zu sehen) war vom ersten Tag an dabei und erinnert sich zurück:
„Es war für alle eine nie dagewesene Situation. Natürlich waren viele Menschen in Sorge, jeder wollte sich schützen, Desinfektionsmittel wurden knapp und als die ersten Lieferengpässe kamen, wurde uns klar, dass wir jetzt schnell handeln müssen. Wir sind als Apotheker ja gewohnt, Lösungen zu finden, aber die Herstellung von Desinfektionsmitteln war auch für uns Neuland. Das liegt zum einen daran, dass Desinfektionsmittel keine Arzneimittel sind. Sie unterliegen der EU-Biozid-Verordnung, zumindest die Hände- und Flächendesinfektion. Und dementsprechend kann man sie als Apotheke nicht ohne weiteres herstellen, sondern braucht dazu eine Zulassung. Anfang März kam dann von der Bundesstelle für Chemikalien die Allgemeinverfügung, die uns die Herstellung befristet erlaubt hat.
Wir mussten erstmal schauen, welche Rezeptur dürfen wir überhaupt herstellen, welche Ausgangsstoffe brauchen wir – und die wurden auch relativ schnell knapp. Wir haben dann schnell sehr viel eingekauft, denn wir mussten allein im Hinblick auf die Krankenhäuser und Seniorenheime hier im Rhein-Main-Gebiet natürlich größere Mengen herstellen, um die Versorgung zu gewährleisten. Auch die Dimension der Herstellung war für uns Neuland. Wir mussten dann erstmal geeignete Behältnisse und Rührwerkzeuge besorgen, um in diesen großen Maßstäben herstellen zu können: Ein Kollege hat zwei Maische-Fässer besorgt, die jeweils 200 Liter fassen.
Dann kam die Firma Henkell auf die Idee, aus ihrer Entalkoholisierungsanlage 50.000 Liter Alkohol an die Stadt Wiesbaden zu spenden. Dafür sollte bei Merck eine eigene Produktionsstraße freigemacht werden – aber natürlich dauert es, bis eine Firma ihre Produktionsstraße auf ein komplett anderes Produkt umgestellt hat. Und diese zeitliche Lücke haben wir dann ausgefüllt und haben so 4000 Liter Desinfektionsmittel hergestellt.
Bei den Mengen mussten wir aus unserem Zentrallabor in unser Logistikzentrum wechseln. Jeden Tag haben ein Kollege und ich 200 bis 400 Liter Desinfektionsmittel hergestellt. Natürlich hatten wir damals alle Sorgen, wie das alles weitergehen würde, es kam dann ja auch der Lockdown. Aber irgendwo hatten wir auch einfach Freude daran, etwas zu tun! Wir wollten helfen, damit sich sich möglichst viele Menschen vor dieser Krankheit schützen können, die da ja keiner von uns noch so richtig kannte.
Und es haben dann wirklich Mitarbeiter verschiedener Abteilungen angepackt, wenn es darum ging, 30 Liter-Kanister zu heben, Etiketten zu kleben. Jeder, der mal eine freie Minute hatte, war dabei. Und so war das eine schöne Teamarbeit und es hat einfach Spaß gemacht, etwas Sinnvolles zu tun in dieser Zeit- auch der Zusammenhalt in der Truppe war toll!“
Und hier seht Ihr das Video (Wiesbadener Kurier) zur Desionfektionsmittelherstellung von April 2020: https://www.wiesbadener-kurier.de/lokales/wiesbaden/nachrichten-wiesbaden/so-wird-aus-wein-desinfektionsmittel-fur-die-hande_21491612?fbclid=IwAR2S_aBXP5BjBuxfwd0K4xovXlGnOjWLCYrmYSPtiAwb77WxU21w9UtmxTo